John Petersen aus Oevenum auf der Nordseeinsel Föhr

Samentaxis mitten im Nationalpark Wattenmeer

Moin, hier stellt sich John vor. Seine Föhrschafe sind richtige „Samentaxis“. Mit bis zu fünfundzwanzigtausend (!) Samen aller Art in ihrer Wolle sorgen sie für Pflanzenartenvielfalt auf der Insel. Während der Beweidung gehen diese Samen verloren und werden durch den sogenannten „goldenen Tritt“ festgetreten. Genau deswegen sind die Schafweiden so artenreich, ohne die feste, geschlossene Narbe zu verlieren. Narbe? Ja, diese dichten Grasnarben sind unter anderem für den Küstenschutz (und damit für alle auf Föhr) enorm wichtig und besonders auf Deichen erforderlich.

Gleichzeitig schützt sie die heimische Vegetation vor Verdrängung durch das Jacobskreuzkraut. Entstehen ohne die Beweidung Lücken im Gras, kann sich dieses Kraut ansiedeln und wird von Bienen angeflogen. Ihr Nektar enthält allerdings toxische Stoffe und macht den Honig damit für Mensch und Tier unverzehrbar.

Das bedeutet: Die gute Beweidung durch die Schafe schützt das Ökosystem sehr effektiv vor invasiven Pflanzenarten und lässt auch andere Tierarten davon profitieren. So sind die Föhrschafe sehr wählerische Esser und rühren bestimmte Pflanzen (wie Disteln oder Flatterbinsen) gar nicht erst an. Diese Pflanzen dienen dann wiederum Insekten als optimale Nahrungsquelle, welche wiederum für heimische Vogelarten das Speisemenü bilden. Ein richtiger Kreislauf eben! Hinzu kommt, dass die Beweidung überhaupt erst den bevorzugten Lebensraum für diverse Wiesenvogelarten bereitstellt.

An beweideten Grabenkanten oder Trinkkuhlen können sie ihrem Nachwuchs am einfachsten und sichersten das Trinken beibringen und ihn großziehen. Durch das ständige Abnehmen von beweideten Flächen und die Zunahme von „renaturierten Gebieten“ kann man heute bereits im Frühjahr Wiesenvögel beobachten. Das Problem: Sie brüten lieber auf Straßen als in gefährlichen, hochbewachsenen Wiesen. Das heißt, falls sie dort überhaupt noch vorkommen.

Mit dem Erwerb der Inselschaf-Wolle leistet man einen ökologischen und sozialen Beitrag. Felle und Wollprodukte im Allgemeinen sind Naturprodukte! Seit Jahrhunderten schützen sie vor Hitze wie vor Kälte, sind antistatisch, schlecht brennbar und bis zu einem gewissen Grad selbstreinigend! Aber allem voran sind sie biologisch wertvoll in der Erzeugung und nach Gebrauch auf natürlichem Wege abbaubar. Die Schafe leben mit ihrem Nachwuchs auf der Nordseeinsel Föhr. Die Lämmer haben kurze Transportwege, werden in der Region geschlachtet und als Lebensmittel verkauft. Von ausgesuchten Tieren werden die durch Regenwasser gereinigten Felle in deutschen Gerbereien gegerbt. Die Partnerschaft mit mährle, insbesondere durch Dagmar, ermöglicht dem Betrieb erstmals (nach dreiundzwanzig Jahren!) einen fairen Preis für die Schurwolle zu erzielen.

Und davon profitieren nicht nur die Schäfer, sondern auch die Schafe und die gesamte Heimat – die Insel Föhr.